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DBG 2023
Böden – divers & multifunktional
2. – 8. September 2023
Halle an der Saale
EXKURSIONEN | 2.–9. September 2023
Übersicht
1 – UFZ-Forschungsstation Bad Lauchstädt
Die Versuchsstation wurde 1895 vom Agrikulturchemiker Prof. Max Maercker gegründet. Die fruchtbaren Löß-Schwarzerde-Böden der Region bieten seitdem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hervorragende Bedingungen für die verschiedensten Experimente. Zunächst standen Fragen zur Bodenfruchtbarkeit und den Folgen der Düngung im Mittelpunkt der Versuche, heute liegt der Schwerpunkt auf einem besseren Verständnis der komplexen Beziehungen im System Boden-Pflanze-Atmosphäre vor dem Hintergrund von Landnutzungswandel und klimatischen Veränderungen.
Im wissenschaftlichen Teil der Exkursion wird zuerst die fruchtbare Löß-Schwarzerde besprochen bevor eine Auswahl der aktuell laufenden Experimente vorgestellt wird:
Im kulturellen Teil der Exkursion wird am Nachmittag das historische Goethe-Theater in Bad-Lauchstädt besichtigt.
2 – The TERENO observatory Harz / Central German Lowland –
The Schäfertal, an intensive study area and experimental field for geophysical measurement methods
TERENO – Terrestrial Environmental Observatories – is an interdisciplinary and long-term research programme involving six Helmholtz Association Centers. TERENO spans an Earth observation network across Germany that extends from the North German lowlands to the Bavarian Alps. From 2008 onward, TERENO established a network of four large-scale observations platforms as an interdisciplinary research program that aims to observe and explore the long-term ecological, social, and economic impacts of global change at the regional level. State-of-the-art methods from the field of environmental monitoring, geophysics, and remote sensing are used to record and analyze states and fluxes for different environmental compartments from groundwater through the vadose zone, surface water, and biosphere, up to the lower atmosphere. One of these observatories is the TERENO observatory Harz / Central German Lowland which is managed and operated the Helmholtz Centre for Environmental Research – UFZ.
The Schäfertal catchment, a small headwater catchment (1.44 km²) in the Lower Harz Mountains – is one of the intensive research sites within the TERENO Harz/Central German Lowland Observatory. The central research goal in the Schäfertal catchment is the long-term investigation of the catchment’s water budget and the feedbacks with climatic, pedological, geological, and ecological drivers. In this context, research is conducted along three lines: (i) monitoring and modelling of water fluxes from the point to the catchment scale, (ii) soil-landscape modelling, and (iii) investigation of biodiversity and ecosystem functioning.
During the excursion, the study area will be presented in all details and there will be the opportunity to get to know different geophysical measurement methods, to see them in action and to exchange ideas with scientists active at the site. Among the measuring systems implemented at the site are lysimeters of the SoilCan network, a hydrological measuring station operated by the Magdeburg-Stendal University of Applied Sciences, cosmic-ray neutron sensors. Furthermore, during the excursion, multispectral UAV and various ground based mobile geophysical measurement systems can be viewed in practical use, which are used in particular in the context of digital soil mapping such as Electromagnetic Induction, Gamma-ray spectrometry and VNIR-spectroscopy.
3 – Böden auf Kalk- und Gipsgestein im Kyffhäuser
Die Exkursion führt in den Kyffhäuser, ein überwiegend bewaldetes, ca. 19 km langes und 7 km breites Mittelgebirge südöstlich des Harzes, welches eine Höhe von bis zu 474 m ü.N.N. erreicht und sich über rund 70 km² erstreckt.
Im Exkursionsgebiet stehen oberflächennah lösliche Zechstein-Sedimente an, insbesondere stark vergipster Anhydrit sowie Kalkstein. Lokal finden sich geringmächtige Lössablagerungen. Wo der vergleichsweise leicht lösliche Gips ansteht, kommt es zu starker Verkarstung (Gipskarst). Das Ergebnis ist eine in dieser Ausprägung in Mitteleuropa einmalige, durch ein engräumiges Nebeneinander tiefer Mulden und steiler Kuppen geprägte Landschaft.
Neben einmaligen Landschaftsformen kommt es auf Gips auch zur Bildung seltener Böden. Ihre Entwicklung ist teilweise auch mit dem Lösseintrag verknüpft ist. Die räumliche Nähe zu typischen Bodenformen auf Kalkgestein im Exkursionsgebiet erlaubt Vergleiche der Bodenbildung auf unterschiedlich löslichen Gesteinen. Dazu werden folgenden Böden vorgestellt: Lockersyrosem und Moder-Rendzina auf Gips, Parabraunerde auf Löss, sowie Rendzina und Terra fusca auf Kalkstein. Der Einfluss des Lösseintrags wird anhand der Vergesellschaftung der Gipsböden mit Parabraunerden veranschaulicht.
Die Exkursion erfolgt in Form eines knapp 4 km langen Spaziergangs entlang des Kyffhäuser-Wegs, der Kyffhäuser-Denkmal und Barbarossa-Höhle verbindet. Wir möchten auf diese Weise den Zusammenhang von Gestein, Landschaft und Böden im Kyffhäuser auf angenehme und anschauliche Weise darlegen.
Während des Spaziergangs werden neben Landschaft und Böden auch aktuelle Probleme des Waldbaus sowie die lange bergbauliche Nutzungsgeschichte (Kupferschiefer-Abbau) diskutiert.
Die Exkursion schließt mit einer geführten Besichtigung der Barbarossa-Höhle (einzige öffentlich zugängliche Anhydrit- / Gips-Höhle Europas), die Einblicke in die unterirdische Laugung des Gipsgesteins gibt.
4 – Hainich, Aquadiva, Biodiv-Exploratorien
Die Exkursion führt uns in den Naturraum Hainich. Der Hainich ist ein bewaldeter Muschelkalkhöhenzug am Westrand des Thüringer Beckens (225 – 494 m ü. NN). Er ist zugleich eines der größten zusammenhängenden Laubwaldgebiete in Mitteleuropa. Die ostexponierten Hänge des Hainichs sind zum Thüringer Becken hin in der Regel abgeflacht und oft mit einer Lösslehmdecke überdeckt. Der West-Abhang des Hainich zum Werra Tal ist dagegen stark geneigt. Auf den tonigen Decken der Kalksteinverwitterung haben sich u.a. die Bodentypen Rendzina, Terra fusca und Braunerde-Terra fusca entwickelt. Auf den Lösslehmdecken haben sich dagegen sehr fruchtbare Parabraunerden und Fahlerden entwickelt.
Im Rahmen der Hainich Exkursion werden bodenkundliche Ergebnisse von zwei großen Verbundprojekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Biodiversitäts-Exploratorien, Aquadiva) vorgestellt sowie von einem Standort des Treibhausgasbeobachtungsnetzes ICOS. Vormittags führt uns die Exkursion zunächst in das Weberstedter Holz im Nationalpark Hainich, wo wir einen ICOS-Messturm besuchen. Dieser Bereich des Nationalparks Hainich wurde aufgrund der ehemals militärischen Nutzung seit Ende der 1960er Jahre nicht oder nur sehr extensiv forstlich bewirtschaftet. Auch als Folge verschiedener Sturmereignisse hat sich hier ein weitestgehend natürlicher Buchenmischbestand entwickelt. Hier lernen wir auch eine Wald- und eine Grünlanduntersuchungsfläche der Biodiversitäts-Exploratorien kennen. Am Nachmittag werden wir ausgewählte Untersuchungsttandorte des „Critical-Zone-Exploratories Hainich“ bei Kammerforst besuchen.
Unsere Mittagspause machen wir in der Hainichbaude in Craula. In unmittelbarer Nähe der Hainichbaude gibt es einen wunderbaren Blick auf das Thüringer Becken.
Bei der Exkursion stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
Die 2006 gegründeten Biodiversitäts-Exploratorien (SPP 1374) vereinen erstmalig Biodiversitäts- und Ökosystemforschung in realen Landschaften. Durch die Langzeitperspektive werden auch Untersuchungen von Wandel(Bewirtschaftungsintensität, Biodiversität, Klima) und seinen Folgen ermöglicht. Drei Exploratorien (Forschungslandschaften) dienen als offene und interdisziplinäre Forschungsplattform u.a. für Ökologen, Botaniker, Zoologen, Förster, Mikrobiologen, Bodenkundler und Sozialwissenschaftler. Im Exploratorium Hainich-Dün gibt es jeweils 50 Untersuchungsflächen im Wald und im Grünland. Entlang von Landnutzungsgradienten im Wald und Grünland wird die Auswirkung von Landnutzung auf die Biodiversität und mit ihr verbundene Ökosystemprozesse untersucht. Darüber hinaus wird im Nationalpark Hainich seit über 20 Jahren an einem Eddy-Kovarianz-Messturm kontinuierlich der Austausch von CO2 zwischen dem naturnahen Wald und der Atmosphäre gemessen. Die Messstation wird derzeit von der Universität Göttingen betreut und ist Teil des europäischen Forschungsinfrastrukturprogramms ICOS.
Grundwasserökosysteme und Grundwassernahrungsnetze, ihre Struktur, Eigenschaften und Dynamik gehören zu den letzten großen „Weißen Flecken“ auf der Landkarte der terrestrischen Forschung. Nur sehr geringes und lückenhaftes Wissen existiert über Diversität, Ökologie, Dynamik, Stoff-, Informations- und Energieflüsse und -umsätze in diesen für uns so wichtigen Kompartimenten „unter unseren Füßen“. Im Rahmen des SFB AquaDiva untersuchen wir Struktur, Eigenschaften und Funktionen der kritischen Zone, welche Organismengruppen und Nahrungsnetze den unterirdischen Teil der kritischen Zone bevölkern, welche Stoffwechselwege diese nutzen, wie die ober- und unterirdischen Bereiche der kritischen Zone miteinander gekoppelt sind, und wie sich Diversität, Funktionen & biogeochemische Stoffflüssen gegenseitig beeinflussen. Das Hainich-Exploratorium ist dabei die zentrale Forschungs-Plattform des SFB. Es umfasst ein Teileinzugsgebiet der Unstrut im Verbreitungsgebiet des Oberen Muschelkalkes. Wesentliche Einrichtung ist ein ca. 6 km langes Forschungstransekt entlang eines Landnutzungsgradienten mit Versuchs- und Monitoringflächen (u.a. Bodenfeuchtemessnetze Lysimeterplots) sowie besonderen Tiefensickerungs-Kollektoren in der Aerationszone und speziell-konstruierten Grundwassermessstellen (GWM) zur Beprobung der Grundwasserkomplexe.
5 – Der „Alte Gleisberg“ im mittleren Saaletal: Anthropogene Böden im Umfeld einer vorgeschichtlichen Höhensiedlung
Im Rahmen dieser Exkursion sollen die Auswirkungen frühzeitlicher Siedlungsaktivitäten und nachfolgender Landnutzung auf die in Böden archivierten Eigenschaften und Funktionen veranschaulicht werden. Die Exkursion führt auf den Alten Gleisberg, einen Inselberg des Mittleren Saaletals, der etwa 10 km nordöstlich von Jena in Ostthüringen gelegen ist. Das Plateau wird vom unteren Muschelkalk gebildet und erhebt sich 200 m über die umgebende Talsohle und ist weithin in der Landschaft sichtbar.
Grabungskampagnen (des Bereichs für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an der FSU Jena) belegen frühe Nutzungsphasen für das Spät- und Endneolithikum sowie für die Frühbronzezeit. Die Hauptsiedlungsperiode liegt jedoch in der späten Bronzezeit (Urnenfelderzeit ca. 1300 – 800 v. Chr.) und im Übergang zur Eisenzeit (Späthallstatt- und Frühlatènezeit ca. 800 – 250 v. Chr.). Danach ging die Nutzung drastisch zurück, bis Funde eine Wiederverwendung im 9. / 10. Jahrhundert n. Chr. belegten.
Pedologische und physikochemische Untersuchungen (der Professur für Bodenkunde an der FSU Jena) zeigen den Einfluss der anthropogenen Siedlungsaktivitäten auf die Entstehung der Böden und deren Eigenschaften und Funktionen. So führte anthropogen aufgetragenes organisches Material zur Bildung von tiefgründigen, humusreichen Hortisol-Bereichen, die durch einen massiven Aufbau von (pyrogenen) Bodenkohlenstoff, durch die Nährstoffakkumulation von Phosphor, eine intensive Bioturbation und einer deutlich verbesserter Wasserversorgung gekennzeichnet sind. Damit grenzen sie deutlich von natürlich gewachsenen Böden (z.B. Rendzinen) in der Umgebung und von anderen Nutzungsbereichen im Siedlungsareal ab.
Im Rahmen der Exkursion wird zunächst das Plateau des Altes Gleisberges erwandert, bevor von dort zentrale Ergebnisse der geoarchäologischen Ausgrabungen der letzten Jahre vorgestellt werden und die Besiedlung des Alten Gleisberges veranschaulicht wird. In einem terrassierten Bereich des Plateaus wird ein Hortisol (bzw. Archaeological Dark Earth) vorgestellt und natürlich auf Muschelkalk gebildeten Böden der Umgebung gegenübergestellt. Abschließend soll die Frage diskutiert werden, ob die Schaffung von optimierten Funktionsbereichen (z.B. Agrarfunktion im Terrassenbereich) ein kennzeichnendes Strukturelement von frühzeitlichen Höhensiedlungen ist.
6 – Talsperre Sosa
Die Exkursion führt in das Einzugsgebiet der Trinkwassertalsperre Sosa im Westerzgebirge. Das Einzugsgebiet hat eine Größe von ca. 8 km² und ist zu 96% bewaldet. Die höchste Erhebung im Einzugsgebiet ist der Auersberg mit 1018 m ü. NN während der Wasserspiegel der Talsperre auf 638 m ü. NN liegt. Im Einzugsgebiet gibt es sehr deutliche Spuren des historischen Bergbaus (Zinnseifengewinnung, Raithalden) und der Köhlerei mit mehr als 500 historischen Meilerplätzen. In den zwei Hauptzuflüssen der Talsperre wird seit ca. zwei Jahrzehnten ein Anstieg der Konzentrationen an gelöstem organischen Kohlenstoff (dissolved organic carbon – DOC) beobachtet, was potentiell zu einer Gefährdung der Trinkwasseraufbereitung führen kann. Auch international werden steigende DOC-Konzentrationen beobachtet und mögliche Ursachen kontrovers diskutiert. Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts gefördert vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) des Freistaates Sachsen wird angestrebt, Ursachen der räumlichen und zeitlichen Variabilität der DOC-Konzentrationen und –Flüsse aufzudecken, um so die „hot spots“ und „hot moments“ zu identifizieren. Das Einzugsgebiet der Talsperre Sosa ist für solche Untersuchungen besonders gut geeignet, da sich beide Hauptzuflüsse in ihrem Anteil an organisch geprägten Böden (Moore, Moorgleye) deutlich unterscheiden und es so möglich sein sollte, den Beitrag organisch geprägter Böden von mineralischen Böden (Braunerden, Podsole) für den DOC-Eintrag in die Talsperre abschätzen zu können. Zur Abschätzung des Beitrags verschiedener möglicher DOC-Quellen für ansteigende DOC-Konzentrationen wird in beiden Teileinzugsgebieten das Kontinuum vom Boden zum Wasser regelmäßig beprobt und analysiert. Dazu wurden sowohl Boden- als auch hydrologische Messplätze angelegt und auch Beregnungsexperimente durchgeführt. Diese Messplätze und wichtige Ergebnisse aus den letzten beiden Jahren werden im Rahmen der Exkursion vorgestellt. Dazu gehört auch die Diskussion der in unmittelbarer Nähe befindlichen Bodenprofile, umso den Bezug zwischen Boden und Wasser und die Rolle der Böden für steigende DOC-Konzentrationen heraus zu arbeiten. Dabei wird auch die Rolle von Mooren und ihrer Renaturierung für den DOC-Eintrag in Oberflächengewässer diskutiert sowie der Einfluss der Hydrologie und hier vor allem der Fließwege im Einzugsgebiet auf die DOC-Austräge thematisiert. Ergänzt wird das Exkursionsprogramm durch Eindrücke, die sich aus der über hunderte von Jahren intensiven Nutzung durch den Menschen ergeben.
7 – Stadtrundgang Wittenberg und SKW Versuchsstation Cunnersdorf [abgesagt]
Im Rahmen der Exkursion sollen die sich wandelnde Agrochemie und die mineralische Stickstoffdüngung thematisiert werden.
Station 1: Zwei denkmalgeschützte Häuser am historischen Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg beherbergen ein sehenswertes interaktives Science Center. FUTUREA steht für die Zukunft der Ammoniak- und Harnstoffindustrie, eines Industriezweigs, der mit Sicherheit über die Epoche der Energiewende hinaus Bestand haben wird, da seine Produkte in vielfältiger Weise mit unserem Alltag verwoben sind. Beim Rundgang und an den verschiedensten Exponaten kommen unter anderem die Geschichte des Industriestandortes Wittenberg und der SKWP Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, vor allem aber die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Mineraldüngung im Spannungsfeld Ökonomie - Ökologie sowie die Einsatzfelder von Harnstoff in Industrie und Landwirtschaft zur Sprache.
Station 2: Vorgestellt wird die Arbeit der Landwirtschaftliche Anwendungsforschung der SKW Piesteritz GmbH am traditionsreichen Standort Cunnersdorf. Mit seiner leistungsfähigen Forschungskaskade (Labor – Klimakammer – Gewächshaus – Feld) ist Cunnersdorf aus der hiesigen Agrarforschungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Die substanzielle Mitarbeit der hier versammelten Bodenkundler, Geographen, Agrarwissenschaftler und Biologen in wegweisenden F&E-Verbünden sowie vielfältige nationale und internationale Kooperationen zeugen von der Innovationskraft und Exzellenz der SKWP-Anwendungsforschung. Unter dem Motto „Forschen für die Praxis“ dreht sich dabei vom Modellversuch bis zur Anwendungsempfehlung fast alles ums Thema Stickstoffdüngung.
Der Standort (140 m ü. NN) befindet sich 15 km östlich von Leipzig. Auf vorwiegend Pseudogley-Fahlerden (ca. 45 Bodenpunkte) werden hier bei ca. 600 mm Jahresniederschlag und ausgeprägter Vorsommertrockenheit unterschiedlichste Feldversuche durchgeführt. Beim Rundgang können Sie die Vielfalt der Fragestellungen hautnah erleben, sich informieren und diskutieren – unter anderem zum N-Umsatz und Ammoniak-Verlustpotenzial verschiedener Böden, zu den Möglichkeiten und Grenzen von Gefäßversuchen, zu Gasmessungen (Lachgas, Ammoniak) unter Praxisbedingungen und nicht zuletzt über die Leistungen, Potenziale und Herausforderungen der konventionell-intensiven Landwirtschaft in Deutschland. Kaum eine Branche sieht sich so oft und vehement im Fokus gesellschaftlicher Kritik. Alle wollen mitreden! Und natürlich sind auch Sie aufgefordert, in die kontroverse Diskussion einzusteigen. Ein Imbiss im Hof der Anwendungsforschung rundet den Gedankenaustausch ab und beschließt den Exkursionstag.
8 – Einfluss von Kupferschieferbergbau und Metallverhüttung auf Boden und Landschaft des Mansfelder Landes
800 Jahre Kupferschieferbergbau und Metallverhüttung haben im Mansfelder Land ihre Spuren hinterlassen. Landschaftsprägend sind insbesondere die zahlreichen Halden verschiedener Bergbauepochen. Die Exkursion gewährt Einblick in den mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Kupferschieferbergbau, besichtigt einen oberflächennahen Kupferschieferausstrich und informiert anhand von Bodenprofilen über Bodenkontaminationen infolge der Metallverhüttung.
Der erste Standort der Exkursion ist der Bergbaulehrpfad Wettelrode. Der Lehrpfad beschäftigt sich mit der Entwicklung des Kupferschieferbergbaus vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. Erläutert werden freigelegte originale bzw. rekonstruierte Berbaurelikte, u.a. ein Stolleneingang, ein Pochwerk und eine Handhaspel. Außerdem wird ein Bodenprofil präsentiert, das den ausstreichenden Kupferschiefer enthält.
Die weitere Exkursionsroute führt durch den Südharz nach Helbra. Unweit des ehemaligen Hüttenstandortes wurden Anfang der 90-er Jahre auf einer Schwermetallhochlastfläche Bodenuntersuchungen durchgeführt. Wir haben zwei Standorte erneut untersucht und erläutern ihren bodenkundlichen Aufbau und diskutieren die damaligen und aktuellen Schwermetallgehalte. Darüberhinaus werden die Geschichte der Hütte Helbra und die Bodenbelastungssituation im Mansfelder Land thematisiert.
Auf dem Weg zum dritten Standort zeigen wir verschiedene Generationen von Halden des Kupferschieferbergbaus.
Der dritte Standort der Exkursion ist die Bodendauerbeobachtungsfläche Polleben. Anhand eines Bodenschurfes wollen wir das BDF-Programm in Sachsen-Anhalt vorstellen und spezielle bodenkundliche Fragen am Standort diskutieren.
Höhepunkt und Abschluss der Exkursion bildet die Besteigung der Spitzkegelhalde des ehemaligen Fortschrittschachtes bei Volkstedt.
Nach bisheriger Planung wird die Exkursion von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, der kommunalen Bodenschutzbehörde und der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH begleitet. Weitere Institutionen sind angefragt.
9 – Die Leipziger Auen im Klimawandel – ein gefährdetes Juwel der Natur mitten in der Stadt
Die Leipziger Auen sind ein einzigartiger Naturraum im Altmoränengebiet der Elster- und Saaleeiszeiten, gelegen in der heutigen Leipziger Tieflandsbucht mit ausgedehnten Hartholzwäldern, Wiesen und verschiedenen Fließgewässern. Im „Leipziger Gewässerknoten“ fließen die Weißer Elster, Pleiße und Parthe zusammen. Aus dem südlichen Tagebaugebiet „Südraum Leipzig“ kommend, ist der Leipziger Gewässerknoten ein Binnendelta, welches sich im Nordwesten der Stadt in der Elster-Luppe-Aue und der Saale-Elster-Aue fortsetzt. Die Saale-Kaltzeit zeichnet dabei verantwortlich für die Wendung der Weißen Elster nach Westen zur Saale bei Halle und für die nördliche Leipziger Endmoränenzüge. Aspekte dieses Gewässernetzes mitten in der Großstadt Leipzig werden wir uns im ersten Teil der Exkursion im südlichen Zentrum der Stadt unweit des bekannten Palmengartenwehrs anschauen.
Der Leipziger Auwald war aufgrund regelmäßiger Überflutungen früher eine Weichholzaue; aber durch die massive Regulierung der Fließgewässer hat sich heute eine artenreiche Hartholzaue entwickelt. Fast einem Unikum gleichend gehört der Leipziger Auwald zu den größten erhaltenen Auwaldbeständen in Mitteleuropa, und das in einer engen Verzahnung mit einer Großstadt. Teile dieses Auwalds mit seinem ausgesprochen naturnahen Charakter schauen wir uns an, vor allem die aktuelle Artzusammensetzung des Waldes, stark verändert durch den Wegfall periodischer Überflutungen und Nährstoffeintrag. Wir lernen die typische Auwald-Baumassoziation kennen, vornehmlich die Stieleiche, aber auch Eschen, Berg- und Spitzahorn sowie die Linde, nach der, wohl eher „sagenhaft“, Leipzig so heißen soll. Auf dem Weg durch den südlichen Leipziger Auwald lernen wir auch gezielte Aufforstungen kennen und treffen auf allochtone Arten wie Rotbuche und Pappelhybride. Zudem zeigt die Wanderung im Wildpark Leipzig die aktuelle Erholungsnutzung der Auen, welche zu den Kern-Rekreationsräumen der Großstadt gehört.
Lange als Mittelwald bewirtschaftet und trotz diverser Flussbettverlagerungen infolge der Expansion der Stadt durch Industrialisierung und Tagebau blieb viel der eigentliche Waldfläche erhalten bis auf den Süden der Stadt, wo Auwald und Tagebauseen fast direkt ineinander übergehen. Hier, im „Südraum Leipzig“, rund um die Tagebaue Cospuden und Zwenkau, wurden große Teile der Auen der Weißen Elster und der Pleiße zerstört. Zudem kam es während des Braunkohleabbaus zu massiven Grundwasserabsenkungen und damit zur weiteren Austrocknung der Auen. Nach der politischen Wende 1990 und der beginnenden Rekultivierung großer Teile der Tagebauflächen steigt der Grundwasserspiegel wieder und man hat begonnen, Teile des Leipziger Auwaldes wieder saisonal zu fluten. Unsere Exkursion endet mit einem Blick auf den neuen Leipziger Stadtstrand am Nordrand des Cospudener Sees, wo die lokale Infrastruktur zu einem zünftigen Imbiss nach der Wanderung einlädt.
10 – Bewertung der Ertragsfähigkeit lössgeprägter Schwarzerden unter Berücksichtigung von Klima und Bewirtschaftung
Die Bodenschätzung ist ein seit 1934 gesetzlich geregeltes Bonitierungs- und Klassifizierungssystem zur Abschätzung der Ertragsfähigkeit landwirtschaftlich nutzbarer Standorte. Obwohl das Schätzungsergebnis mit der Ausweisung der Acker- und Grünlandzahl eher eine ökonomische Größe darstellt, fußt die Bewertung auf den am Standort festgestellten natürlichen Gegebenheiten (bodenkundliche Merkmale, Geländeeigenschaften, klimatische Bedingungen). Aufgrund der erfassten Parameter und der flächendeckenden Verfügbarkeit bildet die Bodenschätzung neben ihrem Hauptzweck im steuerlichen Bereich auch die Grundlage für zahlreiche weitere Anwendungen im Rahmen der Flurneuordnung, der Verpachtung und des Verkaufs von Flächen, satellitengestützter Bewirtschaftung (precision farming) sowie bodenkundlicher Kartenwerke.
Nach den Ergebnissen der Bodenschätzung zählen die Löss-Schwarzerden Mitteldeutschlands zu den höchstbewerteten ackerbaulich genutzten Böden. Die Exkursion führt die Teilnehmer zu verschiedenen Schwarzerdestandorten, die sich in Bezug auf den Bodenaufbau und der daraus resultierenden Bewertung der Ertragsfähigkeit erheblich unterscheiden. Die Einbindung langjähriger Versuche in das Exkursionsprogramm bildet eine hervorragende Grundlage, bodenkundliche und klimatische Bedingungen als Voraussetzungen aktueller und zukünftiger landwirtschaftlicher Produktionsverfahren zu diskutieren.
Den Einstieg in die Exkursion bildet der durch die Bodenschätzung höchst bewertete Boden Deutschlands (Musterstück M 3107.02; Bodenzahl 100, Ackerzahl 104) – „100er Boden“) in Eickendorf (Magdeburger Börde). Die Bewirtschafter erläutern die gegenwärtige Bodennutzung (Fruchtarten, Erträge) und die Notwendigkeit der Veränderungen im Acker- und Pflanzenbau auf Grund der sich wandelnden klimatischen Bedingungen. Danach führt uns das Programm auf den ehemaligen Spitzenbetrieb der Einheitsbewertung (damalige Eigentümerin Witwe E. Haberhauffe), wo sich das einzige Bodenschätzungsmuseum in Deutschland befindet. Während einer kurzen Führung werden den Teilnehmern die Grundlagen und die Entwicklung der Bodenschätzung, die Geschichte des ehemaligen Spitzenbetriebes sowie des Museums vermittelt.
Am Standort Bernburg stehen die Besichtigung des Versuchsfeldes der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG), die Erläuterung wichtiger Versuchsfragen sowie die bodenkundliche Ansprache eines typischen Bodenprofiles (Normschwarzerde aus Löss über Kalkgestein) auf dem Programm. Zudem werden die Bodenwassermessplätze vorgestellt, welche im Jahr 2014 in einem Dauerfeldversuch eingerichtet wurden, um den Einfluss der Düngung auf die Nitratverlagerung im Wurzelraum einer Schwarzerde zu ermitteln. Mit Hilfe der kontinuierlichen Erfassung von Bodenfeuchte, Bodentemperatur und Leitfähigkeit in verschiedenen Bodentiefen werden Auswertungen zum aktuellen pflanzenverfügbaren Bodenwasservorrat vorgenommen und über die Internetseite der LLG regelmäßig zur Verfügung gestellt.
Den letzten Exkursionspunkt stellt der Besuch der Lehr- und Versuchsstation Halle (Julius Kühn Feld) in Halle / Saale dar. Auf diesem Versuchsstandort der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg befindet sich der 1878 angelegte „Ewige Roggenbau“. Neben der Besichtigung der Versuchsfläche und Erläuterung von Versuchsergebnissen wird ein typisches Bodenprofil (Normschwarzerde aus Sandlöss über Geschiebemergel) vorgestellt. Die Ergebnisse der 1941 und 2022 durchgeführten Bodenschätzungen werden erläutert und mit den anderen Schwarzerdestandorten des Exkursionsprogramms verglichen. Zwischen den Schwarzerden der Lehr- und Versuchsstation und denen von Eickendorf bestehen erhebliche substratbedingte Unterschiede, die sich in den Bodenzahlen deutlich widerspiegeln.
11 – Bitterfeld-Wolfen: Bodensanierung, Kunst und Kultur in Tagebaulandschaften [abgesagt]
“Der Himmel. Welches Gefühl war das, als ich ihn auf mich niedersinken ließ, den gelbgrauen giftigen Nebel in mein Bewusstsein aufnahm, die hochgemauerten Öffnungen abzählte, aus denen er zusammenfloss, um dann wie ein Dach über der Stadt zu hängen?”
(Monika Maron, Flugasche, 1981).
Welche Spuren der Umweltzerstörung sind in der ehemaligen DDR noch zu erkennen? Bitterfeld galt einst als die “dreckigste Stadt Europas”. Heute ist es ein weltweit bekanntes Beispiel der technologischen Bewältigung von industriellen Altlasten. Ein besonderer Ort der Industriegeschichtes Bitterfeld-Wolfens ist der Silbersee—eine ehemalige Braunkohlengrube, die während der letzten hundert Jahre mit Schlamm und Restprodukten der Chemie- und Filmindustrie zugeschüttet wurde. Heute wird der See langsam saniert und stabilisiert, um Überschwemmung des schadstoffbelasteten Wassers in den angrenzenden Gebieten zu verhindern. Durch die Auffüllarbeiten wird die bis zu zwölf Meter dicke Schlammschicht, kaum mehr als einen Meter unter der Oberfläche des Silbersees, aufgewirbelt, wodurch schwefelhaltige Gase erneut zutage kommen. Die Sinneswahrnehmung des Ortes, die durch den Geruch freigesetzt wird, weckt Erinnerungen von früher. Wie wurde Umweltverschmutzung in Bitterfeld-Wolfen nach der Wiedervereinigung konzeptualisiert, untersucht und repräsentiert, und wie wirkt sich dies auf die laufenden Sanierungsarbeiten vor Ort aus? Wie können Kunst und kritische Designpraktiken dazu beitragen, die vielschichtigen Dimensionen des gemeinschaftlichen Bewältigens von langfristiger Toxizität zu begegnen, die für die Wiederbelebung einer postindustriellen Stadtlandschaft wie Bitterfeld-Wolfen von zentraler Bedeutung sind?
Die Exkursion beginnt mit zwei Impulsvorträgen im Industrie- und Filmmuseum Wolfen, dem ehemaligen Sitz eines der größten Arbeitgeber der Stadt, der ORWO (Agfa) Filmfabrik. Sven Sachenbacher, Leiter des Museums, wird über die Industriegeschichte des Ortes erzählen und ihre besondere Beziehung zum Silbersee. Anschließend stellen Caroline Ektander und Alexandra Toland ihre aktuelle Arbeit vor, um einen Einblick in künstlerische Forschungsmethoden am Fallstudienort Bitterfeld-Wolfen zu geben. Nach einem kurzen Spaziergang zum Deutschen Haus in Wolfen wird ein Mittagessen serviert (Selbstbezahlung). Anschließend besichtigt die Gruppe das Gelände des Silbersees, wo die hydrologischen und bodenkundlichen Merkmale und Herausforderungen erkundet und diskutiert werden. Der Tag wird mit einem moderierten Gespräch zwischen den WorkshopleiterInnen, Sven Sachenbacher (Industrie- und Filmmuseum Wolfen), Herr Großmann (Betriebsleiter von der Deponie, MDSE), Fred Walkow (ehemaliger Umweltdezernent) und einem Bodenexperten von DBG ausklingen.
KONTAKT
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Tel.: +49 (0)341 235 2264
TAGUNGSORT
Weinberg Campus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Theodor-Lieser-Straße
06120 Halle / Saale